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Martin Fischer

Elegie I

John Donne (1572-1631)

unveröffentlicht

Leseprobe:

Eifersucht

Du Närrin wünschst des Gatten Tod herbei,
beklagst jedoch, dass er misstrauisch sei!
Läg‘ er vergiftet auf dem Sterbebett,
Der Bauch gebläht, der Teint ganz violett,
Schwer keuchend, röchelnd fast vor Atemnot
Wie sie Flötisten Solo spielend droht,
Die Seele schon bereit, das Tränental
zu tauschen gegen Höllenpein und Qual,
Betäubt vom überlauten Wehgeschrei
Der fleischgewordenen Erbschleicherei;
Du wärst nicht traurig, sondern frohgemut
Wie wenn ein Sklave Freiheit wittern tut.
Und dennoch jammerst du, dass sein Argwohn
Ihn tödlich stechen soll wie ein Skorpion.
Danke ihm lieber! Ist es denn nicht schick,
Dass er uns warnt mit seinem Argusblick?
Lasst uns fortan diskreter über ihn
Und seine krumme Missgestalt herzieh’n,
Und unsre Flirts, sind wir bei ihm zu Tisch,
nicht offen führen, sondern trügerisch.
Auch wenn er sich nach süßem Gaumenfest
Prall vollgestopft aufs Sofa sinken lässt,
Erstürmen wir sein Bett nicht wie zuvor,
Noch küssen wir uns scheu im Korridor.
Denn ringsum lauert tausendfach Gefahr,
Ist er doch Richter hier, Bischof und Zar.
Doch außer Landes sind die Ketzerei
Und Majestätsbeleidigung straffrei.
So nehmen wir doch unbesorgt Reißaus
Und tollen uns in einem andren Haus.
Dort lachen wir über sein Domizil
voller Spione, Fallen, Ränkespiel.
In sichrer Ferne höhnen wir den Feind
Dem Deutschen gleich, der Roms Papsttum verneint.